Schönheitsoperationen: Ende des Stigmas in Sicht?
Während Schönheit an sich seit jeher ein omnipräsentes und für beinahe jede Person relevantes Thema zu sein scheint, gelten Schönheitsoperationen nicht nur als umstrittenes, sondern zum Teil auch als stigmatisiertes Thema. Dennoch nehmen ästhetische Eingriffe an Beliebtheit zu. Was es mit dem Stigma auf sich hat, erläutern wir in diesem Artikel.
Paradox: möglichst schön, aber nachhelfen verboten
Schönheitsoperationen galten lange Zeit als schambehaftetes Thema. Schönheit ist erwünscht, aber bitte natürlich. Diäten, Sport und co. sind erlaubt, über Eingriffe wird geschwiegen. In Zeitschriften oder über Social Media werden Prominente bloßgestellt oder mit Vorher-Nachher-Bildern dem Urteil der Community ausgesetzt. Um diesem gesellschaftlichen Urteil zu entkommen, werden Eingriffe von Privatpersonen häufig geheim gehalten, was wiederum dazu beiträgt, das Stigma aufrecht zu erhalten.
Es scheint eine längere Historie daran schuld zu sein: Mitte des 20. Jahrhunderts wurden ästhetische Eingriffe gänzlich heimlich durchgeführt, sodass auch die Chirurgen selbst über ihre Arbeit schwiegen1.
Paradoxerweise scheint es beinahe unmöglich, einem Urteil zu entkommen: wer sich einer Operation unterziehen lässt, kämpft mit Vorurteilen, aber wer dies nicht tut, hat zum Teil damit zu kämpfen, nicht als (norm)schön angesehen zu werden. Jedoch liegt einer Operation meistens ein ganz anders Motiv zugrunde. Es ist zu unterscheiden, zwischen Behandlungen, die aus einem äußeren Druck heraus entschieden werden und denen, die passieren, weil der Patient oder die Patientin es sich einfach für sich selber wünscht – aus welchem genauen Grund auch immer.
Die Gründe für einen ästhetischen Eingriff sind vielfältig
Es wäre falsch, anzunehmen, dass immer nur gesellschaftliche Schönheitsideale oder „unrealistische“ mediale Vorbilder dahinter stecken. Es spricht natürlich nichts gegen den einfachen Wunsch, das Äußere verändern oder kleine Makel anpassen zu wollen, solange dies von der Person selbst ausgeht. Häufig liegen jedoch zudem noch tiefergehende Beweggründe dahinter.
Wie wir uns in unserem Körper und unserer Haut fühlen ist relevant für unser Wohlbefinden. Es trägt maßgeblich zum Selbstbewusstsein und zur gesamten Lebensqualität bei. Für viele werden als Makel wahrgenommene äußere Faktoren über einen längeren Zeitraum zu einer großen Belastung. Ein Schönheitseingriff kann diesen Leidensdruck beenden.
Zudem ist nicht jeder Eingriff ein rein kosmetischer. Eine Narbenkorrektur kann beispielsweise dazu beitragen, unangenehme Erinnerungen zu verarbeiten und vergessen zu können. Dasselbe gilt für eine Brustoperationen nach einer Erkrankung mit Burstkrebs.
Mehr Selbstbestimmtheit
Egal, welches Motiv dem Eingriff letztendlich zugrunde liegt: die Entscheidung liegt beim Patienten bzw. der Patientin selbst und sollte nicht durch Vorurteile der Gesellschaft beeinflusst werden – weder in die eine, noch in die andere Richtung. Für Personen, die generell kein gutes Verhältnis zu sich selber haben, ist es oftmals nicht die richtige Entscheidung. Wenn jedoch selbstbestimmt die Entscheidung getroffen wird, sich durch einen Eingriff besser fühlen zu wollen, ist nichts dagegen einzuwenden.
Und immer mehr Menschen scheinen diese Entscheidung für sich zu treffen. Dennoch wird nicht immer – oder sogar eher selten – offen darüber gesprochen. Daher lässt sich sagen, dass das Stigma auch heute noch nicht gänzlich abgeklungen zu sein scheint, Eingriffe jedoch zunehmend mehr Akzeptanz und zudem auch immer größere Nachfrage in breiteren Gesellschaftskreisen erfahren. Weniger abhängig von Alter, Geschlecht oder Einkommen erfreuen sich Behandlungen verschiedenen Umfangs stärkerer Beliebtheit.
Offene Kommunikation statt Tabuisierung
Wichtig ist, dass Menschen sich zukünftig trauen, offen darüber zu sprechen. Nur, wenn eine offene Kommunikation über das Thema problemlos und schambefreit möglich ist, können Menschen auch selbstbestimmter die Entscheidung über einen Eingriff treffen.
Vor jedem Eingriff bespricht Dr. med. Daniel Sattler ausführlich die individuellen Beweggründe und die persönlichen Erwartungen an eine Behandlung. Dies ist ein wichtiger Bestandteil der Vorbereitung und absolut essentiell, um die richtige Entscheidung und passende Behandlung für den jeweiligen Patienten zu finden. Für alle Fragen und Unsicherheiten ist im Rahmen dieses Gesprächs der Raum gegeben. Das schafft eine notwendige Vertrauensbasis zwischen Arzt und Patient und trägt zudem dazu bei, eigenständig über den Eingriff entscheiden zu können.
Quellen:
1 https://www.instyle.com/beauty/debunking-anti-cosmetic-procedure-stigma-new-data